Jubiläum

Vor 25 Jahren sangen sie erstmals an Weihnachten

Jubiläum Der Chor der evangelisch-lutherischen Johannesgemeinde Meitingen feiert am 24. November großes Jubiläum. Mitglieder der ersten Stunde erinnern sich an die Anfänge

Meitingen „Singen Sie gern? Singen Sie gern in einem kleinen Chor? Dann kommen Sie zu unserem ersten Treffen am 25. Oktober ins Gemeindehaus in Meitingen. Wer weiß … vielleicht wird daraus ein ständiger Kirchenchor? Schön wär’s!“ Ein Aufruf wie dieser stand vor 25 Jahren im Gemeindebrief der evangelisch-lutherischen Johannesgemeinde Meitingen – initiiert von der einstigen Gemeindehelferin, Gerda Fischer, und der Vikarin, Ute Baierlein. Und siehe da: Der Plan ist aufgegangen. Kurzfristig probte der Johanneschor unter der Leitung von Gerda Fischer, die sich für die Johanneskirche schon immer einen Chor gewünscht hatte. Zum ersten Auftritt, zur Weihnachtsmesse im Jahr 1993, leitete bereits der erste offizielle Chorleiter, Dr. Peer Lotichius, den Gemeindechor. Heute zählt der Johanneschor 36 aktive Mitglieder. Am 24. November feiert er sein 25-jähriges Jubiläum mit einem großen, musikalischen Programm.

Einige Sängerinnen sind Chormitglieder der ersten Stunde. Theresa Bulbuk ist eine von ihnen. Sie kennt jedes Lied, das der Chor seither gesungen hat. „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ war der bescheidene Anfang des Chors, der an Weihnachten 1993 das erste Mal gemeinsam in der Kirche sang. Doch auch über jeden weiteren Auftritt und über jeden Ausflug des Chors weiß sie Bescheid, notiert sie doch alles ordentlich und handschriftlich in einem kleinen Heft, mit dem sich die Chronik des Gemeindechors bis ins Detail nachvollziehen lässt. Zum fünfjährigen Jubiläum organisierte Charlotte Patz, ebenfalls ein Mitglied der ersten Stunde, einen Ausflug nach Oberammergau. „Dadurch sind wir richtig zusammengewachsen“, sind sich die Mitglieder des Chors einig.

Auch Luise Brand ist ein Chormitglied der ersten Stunde. Als „Joker“ oder „Queen“ des Chors bezeichnen die Chormitglieder liebevoll ihr ältestes Chormitglied. Die 92-Jährige kommt regelmäßig zu den Chorproben am Mittwochabend und versichert: „Solange es meine Stimme gibt, komme ich.“ Die Jüngste im Chorbunde ist die Tochter von Chorleiterin Andrea Henkelmann. Die 27-Jährige ist über die Mutter zum Gesang gekommen. Andrea Henkelmann selbst übernahm die Leitung des Gemeindechors bereits im Jahr 1996. „Ohne unsere Chorleiterin würde es nicht funktionieren“, lobt Hannelore Rieder-Baumann und beschreibt die Gesangschefin als liebevoll und fordernd zugleich, „die mit mächtig viel Spaß an der Sache die Truppe unermüdlich fördert – damit es am Ende auch passt“.

Hannelore Rieder-Baumann selbst ist bereits seit 20 Jahren aktive Sängerin im Johanneschor und unterstreicht als Katholikin im Chor, dass die Gesangsgruppe ökumenisch und nicht ausnahmslos evangelisch geprägt ist, obgleich natürlich viele, aber nicht alle Auftritte des Chors in der Johanneskirche in Meitingen stattfinden. Die Chormitglieder verstehen sich heute als „große Familie“, erklärt Chormitglied Petra Schneewind und das beweisen auch die strahlenden Gesichter, wenn sich die Chormitglieder zur allwöchentlichen Probe einfinden. Nach der Chorprobe ist ein privater Austausch bei einem Gläschen Bier oder Wein ganz normal.

Die neusten Familienmitglieder im Kreis des Johanneschors sind Maria Scholze-Hütz und Klaus Hütz. Erst im Januar hat sich das Ehepaar dazu entschlossen, sich dem Johanneschor anzuschließen. Als total Unerfahrener im Chorsingen, aber mit einer großen Vorliebe für Gospel und Spirituals brauchte er fast ein Jahr, um den Mut aufzubringen, gesteht Klaus Hütz. Mit einem versierten und bemühten Basskollegen an seiner Seite, fühlte er sich von dieser tollen Truppe gleich angenommen und „zuhause“. Grund genug für Ehefrau Maria Scholze-Hütz nun dieses Hobby gemeinsam mit ihrem Mann zu teilen.

Musikalisch betrachtet stellte die „Missa Classica“ von Komponist Siegfried Singer für viele Chormitglieder einen wichtigen Meilenstein in der Chorgeschichte darf. Zum ersten Mal sang der Chor zu Streichquartett und Orgel – und zwar anlässlich der Einweihung des Gemeindehauses im Jahr 2012. Auch das Oratorium „Im Anfang war das Wort“ von Lorenz Maierhofer ist vielen Chormitgliedern noch bis heute in Erinnerung geblieben, nicht zuletzt deswegen, weil sie mit externen Musikern, einem Streichquartett und der Orgel singen konnten. Das Oratorium legte den Grundstein für den „Langschläfergottesdienst“, den der Chor – zusammen mit Felix Henkelmann, Religionspädagoge, Diakon und Sohn der Chorleiterin – gestaltet hat. Heute sind diese besonderen Gottesdienste feste Bausteine im Kirchenjahr der Johanneskirche.

Bis heute hat der Gemeindechor viele Gospelsongs im Repertoire, beispielsweise „Wrap your arms around me“ vom norwegischen Komponisten Tore Aas. Auch zeitgenössische Kirchenchorliteratur des Engländers John Rutter („All things bright and beautiful“, „Look at the world“) und des Österreichers Lorenz Maierhofer („Zwischen Himmel und Erde“, „Der Herr segne und behüte dich“) zählen zu den von ihnen dargebotenen Stücken. Die Nacht der Offenen Kirchen und der Reformationsgottesdienst werden ebenso regelmäßig vom Chor begleitet wie Taufen oder Hochzeiten. Chorleiterin Andrea Henkelmann ist stets auf der Suche nach neuen Stücken, die zu den Stimmen des Johanneschors passen.

November 2018

AZ vom 19.11.2018
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